von Jürgen Elsässer
Niemand hat die Absicht…
Der Winter kommt – und überall werden die kosmetischen Erleichterungen des Sommers abgeschafft. Immer größere Teile des Planeten ver-schwinden hinter dem eisernen Vorhang eines zweiten Lockdowns. Immer mehr Länder werden für deutsche Reisende wieder zur No-go-Zone – wer sich dort hin traut, muss hinterher in Quarantäne. Nun sollen wir auch auf öffentlichen Plätzen Maske tragen, das Verbot des Alkoholausschankes droht, Schulunterricht gibt es nur mit Mund-Nasen-Schutz, Veranstalter von privaten Partys müssen mit Polizeibesuch rechnen, die Bußgelder werden dra-konisch erhöht.
Begründet wird all das mit steigenden Infektionszahlen. An dieser Argumentation sind drei Punkte faul: Erstens steigen diese Zahlen nur des-wegen, weil auch die Tests massiv ausgeweitet wurden. Zweitens ist der Begriff «infiziert» demagogisch, weil ein positives Ergebnis noch lange nicht heißt, dass die betreffende Person auch etwas von einem Infekt spürt – die allermeisten bleiben völlig gesund. Drittens und vor allem: Die steigenden Testergebnisse korrelieren nicht mit steigen-den Todesfällen – ganz im Gegenteil: Diese gingen massiv zurück. Am Beispiel Deutschland: Am 16. April waren 315 Opfer zu beklagen – am 27. September waren es fünf. Wegen einer Handvoll Toter pro Tag soll wieder ein ganzes Volk in Geiselhaft genommen, eine noch bis zu diesem Frühjahr profitable Volkswirtschaft in den Ruin getrieben werden?
Würde das nur in einem einzigen Land passieren, könnte man als Grund die Vertrottelung der politischen Klasse annehmen. Da es aber fast überall geschieht, muss man von einer weltweiten Verabredung der Eliten ausgehen – die Pandemie wäre dann in Wirklichkeit eine Plandemie. Genau davor haben Anfang Mai prominente katholische Bischöfe, darunter der deutsche Kardinal Gerhard Ludwig Müller, in einem Appell gewarnt: Corona dürfe nicht genutzt werden, um eine «Weltregierung» zu schaffen, «die sich jeder Kontrolle entzieht», eine «hasserfüllte technokratische Tyrannei», die die «christliche Zivili-sation auslöschen» will. Die sogenannten Faktenchecker des Mainstreams wiesen solche und ähnliche Kritiken entrüstet als «Verschwörungstheorie» zurück, und eine Kommentatorin der Zeit fügte neckisch hin zu: «Dabei ist eine ordentliche Portion Weltregierung genau das, was ich mir jetzt wünsche.» Ein Kollege im Spiegel war der gleichen Ansicht: «Falls es der Klimawandel und die Migrationstragödien der letzten Jahre noch nicht bewiesen haben – Covid-19 beweist es uns jetzt von Tag zu Tag: Krisen wie diese bräuchten eine Art Weltregierung – so vorläufig und unvollkommen sie (…) auch sein mag.
»Das sind leider nicht nur die feuchten Träume einiger Journalisten. Über einen früheren Premier der Labour Party berichtete der Londoner Guardian: «Gordon Brown hat die Staats- und Regierungschefs der Welt aufgefordert, eine vorübergehende Form einer globalen Regierung zu schaffen, um die durch die Covid-19-Pandemie verursachte doppelte medizinische und wirtschaftliche Krise zu bewältigen. (…) Es bestehe ein Bedarf an einer Taskforce, der führende Persönlichkeiten aus der Welt, Gesund heitsexperten und die Leiter der internationalen Organisationen angehörten und die über Exekutivbefugnisse zur Koordinierung der Reaktion verfüge.
»Wer wohl an der Spitze dieser Taskforce mit globaler Befehlsgewalt («Exekutivbefugnisse») stehen wird? Im Mai 2020, als die EU zum Impfgipfel lud, pries Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen den Mann, den die Zeit 2017 als «heimlichen WHO-Chef» bezeichnet hatte und der tatsächlich der größte Geldgeber der Weltgesundheitsorganisation ist, und – so viel Emanzipation muss sein – auch dessen Ehefrau: «Vielen Dank, Melinda und Bill, für Ihre Führerschaft und Hingabe!» Mit anderen Worten: Niemand hat die Absicht, eine Weltregierung zu errichten – aber ein Führer steht schon bereit. Lassen wir das zu?
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